Miniaturlandschaften der Erinnerung:
Über neue Sepulkralästhetik und
den Friedhof des 21. Jahrhunderts
Norbert Fischer

„Wo immer wir können, müssen wir den Dingen eine Gestalt geben, denn Gestalt bedeutet Sinn“ (Yann Martel) [1]


Abstract

Der grundlegende Wandel in der Friedhofs- und Bestattungskultur des frühen 21. Jahrhunderts lässt sich als eine gesellschaftlich, kulturell und räumlich determinierte Partikularisierung charakterisieren. Wichtigstes Merkmal ist die Überformung der tradierten räumlichen Strukturen und Gestaltungsprinzipien auf dem Friedhof. Die Einzel- bzw. Familiengrabstätte wird dabei tendenziell abgelöst von zumeist naturnahen Miniaturlandschaften bei einer zunehmenden Formenvielfalt von Aschenbeisetzungen. Zugleich verliert der klassische Friedhof insgesamt an Bedeutung, an seine Stelle treten zunehmend Bestattungsplätze in der freien Natur. Dabei zeigt sich ein Auseinanderdriften von Bestattungsort einerseits, Trauer- und Erinnerungsort andererseits.



Quellen

[1] Y. Martel, Schiffbruch mit Tiger. Roman, Frankfurt/Main 2004, 344.