Region – regionale Identität - Regionalgeschichte

Erstpublikation unter: Repräsentationen des Regionalen.
In: Kulturen 4, 2010, Heft 1, S. 6-20


3. Resümee

Wenn eingangs davon die Rede war, dass „Regionalisierung“ eine „Wiederverankerung“ in einer globalisierten Welt bedeuten kann, so zeigen die angeführten Fallstudie, dass dies in durchaus unterschiedlichen Modi geschieht. Sie zeigen aber auch, dass Regionen keinesfalls immer einen „Anker“ der Identitätsbildung darstellen.

Gleichwohl bleibt Region eine fruchtbare Forschungskategorie, weil sie zugleich kultur-, gesellschafts- und naturbedingt ist. Regionalgeschichte kann, wenn sie nicht monadisch ist – so schreibt Franklin Kopitzsch – das Allgemeine im Besonderen zeigen sowie mit dem Besonderen das Allgemeine bestätigen, vertiefen und variieren. [32]

Zugleich gilt es aber, auf mögliche Instrumentalisierungen hinzuweisen. Nicht zufällig fällt das seit Jahren zu konstatierende Interesse an Regionen und regionaler Identität in eine Ära, in der sich territoriale Koordinatensysteme ebenso verändern oder gar auflösen wie jahrzehntelang eingeübte politisch-soziale Ordnungen. „Regionale Identität“ ist dabei zum beliebten Label politischer Strategien geworden. So wird der Begriff instrumentalisiert, um neugeschaffene territoriale Einheiten zu legitimieren. In diesen Zusammenhang des Identitätsmarketings gehören nicht zuletzt jene touristischen Konzepte, die auf symbolischer Ebene Geschichte und Kultur einer Region werbewirksam vermarkten – beispielsweise in tourismusorientierten Gebieten wie der Nordseeküste. [33] So sind Repräsentationen des Regionalen keine allgegenwärtigen, empirisch fassbaren Phänomene, sondern müssen von Fall zu Fall erforscht und überprüft werden − auch unter dem Aspekt der Ideologisierung und Instrumentalisierung.

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Quellen

[15]
Die Fallstudie basiert auf einem seit 2008 laufenden Forschungsprojekt, das Verf. für den Landschaftsverband Stade e.V. durchführt. Die Abschlusspublikation ist für 2011 vorgesehen.

[20]
Der folgende Abschnitt basiert auf Textpassagen aus Norbert Fischer: Vom Hamburger Umland zur Metropolregion – Stormarns Geschichte seit 1980. Hamburg 2008; ders.: Die modellierte Region – Stormarn und das Hamburger Umland vom Zweiten Weltkrieg bis 1980. Neumünster 2000; ders.: Regionale Identität im Hamburger Umland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – Eine Problemskizze. In: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 93, S. 199-214

[32]
Norbert Fischer/Franklin Kopitzsch: Norddeutsche Landschaftsgeschichte – Überlegungen und Fallstudien zu Region, Natur und Kultur. In: 4. Norddeutscher Archivtag 16. bis 17. Juni 2006 in Bremen. Herausgegeben von Rainer Hering. Nordhausen 2009 (in Vorbereitung)

[33]
Jürgen Hasse, „Nordseeküste“ – Die touristische Konstruktion besserer Welten. Zur Codierung einer Landschaft. In: Norbert Fischer/Susan Müller-Wusterwitz/Brigitta Schmidt-Lauber (Hrsg.), Inszenierungen der Küste. Berlin 2007, S. 239-258.

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