Die modellierte Region: Stormarn seit dem Zweiten Weltkrieg
Von Norbert Fischer (Universität Hamburg)

5. Schlußfolgerungen

Die vorstehenden Ausführungen stellen eine vorläufige Skizze dar und bedürfen noch einer detaillierteren Ausarbeitung und differenzierteren Analyse. Gleichwohl lassen sie einige grundlegende Schlußfolgerungen zu.

In Stormarn gab es in den Nachkriegsjahrzehnten wechselseitige Beziehungen zwischen raschem Strukturwandel und wachsendem Einfluß der Regionalplanung. Dies führte bis zu den siebziger Jahren zu einer regelrechten Modellierung der Landschaft. Die einzelnen Zonen wurden nach funktionalen Kriterien ausgewiesen und normiert - Verkehrsachsen, Gewerbe-, Wohn- und Erholungsflächen, Landschafts- und Naturschutzgebiete. Stormarn selbst übte auf diese Entwicklung nur noch bedingt Einfluß aus, weil die reglementierende Rahmenplanung den Spielraum vor Ort eingeschränkt hat. Aufgrund seines besonders raschen Strukturwandels, der immer wieder neue planerische Ansatzpunkte bot, kann Stormarn als Prototyp einer "modellierten Region" gelten.

Diese Modellierung äußert sich zugleich in einer stetig wachsenden Durchdringung von Stadt und Land. Stormarn ist ein klassisches Beispiel dafür, wie sehr die Grenzen zwischen Stadt und Land verschwimmen, wie einstmals rein ländlich-agrarische Räume zu neuartigen, suburbanen Lebenswelten umfunktioniert worden sind. Diese neuen Lebenswelten sind partikularisiert: Wohnen und Erholen im Grünen, Arbeitsplatz im Gewerbegebiet, Kultur und Freizeit in der Metropole. Der Alltag vollzieht sich im flexiblen Rahmen einer immer wieder neuen Kombination funktionaler Einzelräume -Verkehrstrassen bilden die Scharniere zwischen diesen Teilwelten. Die modellierte Region ist der topographische Ausdruck einer mobilen Gesellschaft, für die verwaltungstechnische, politische, historische oder naturgebundene Grenzen kaum noch eine Rolle spielen.